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Tag 5

Island 2019

Islands Süden – Zwischen Küste und Wasserfällen

 

Ich spüre wie die ersten Sonnenstrahlen des Tages sanft mein Gesicht kitzeln. Ich bin mit meiner Reisebegleitung Julia in unserem SUV schon seit mehreren Stunden unterwegs von Nesjavellir nach Vík im Süden Islands. Über eine verschneite Schotterpiste führte uns der Weg zunächst vorbei an beschaulichen Seenlandschaften und Feldern mit Islandpferden bis wir nun wieder eine asphaltierte Straße erreichen.

Zum Sonnenaufgang machen wir Halt an einem Rastplatz. Die gestern noch so bedrohlich und verlassen wirkende Schneelandschaft wird nun in magisches goldenes Licht getaucht. „Wow, ist das schön“, sage ich sichtlich beeindruckt und ergänze erleichtert „Ich glaube wir können uns auf einen schönen Tag in Islands Süden freuen“.

Sonnenaufgang auf dem Weg nach Vík.

Eyjafjallajökull – Unterwegs auf dem Pulverfass

Wir fahren eine Weile auf der Ringstraße entlang Felder und Wiesen, kleinen Flüsschen und Bergen, die friedlich im warmen Sonnenlicht dieses Novembermorgens erstrahlen. Die Straßen sind völlig leer, bis wir plötzlich an einen Parkplatz kommen, auf dem mehrere Reisebusse und Autos stehen. Neugierig kommen auch wir auch hier zum Halt.

„Was es hier wohl zu sehen gibt?“, frage ich verwundert, „Das sieht hier alles eher unspektakulär aus“. „Da schau, ruft Julia, das ist das Visitor Center des Eyjafjallajökull“. Und tatsächlich – auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecken wir den Vulkan, der 2010 die ganze Welt lahmgelegt hat. Ruhig und beschaulich liegt der Eyjafjallajökull vor uns und erst hier bemerke ich wie schnell man in der magisch schönen, unbekannten Landschaft Islands vergisst, dass man im Grunde auf einem Pulverfass sitzt.

Ich komme nicht umhin, meine Eltern per Facetime anzurufen und ihnen den so friedlich wirkenden Ort zu zeigen, der Ihnen vor 10 Jahren eine abenteuerliche Heimreise von Sardinien nach Deutschland beschert hat.

Der Eyjafjallajökull im friedlichen Sonnenlicht.

Seljalandsfoss – Ein Blick hinter den Wasserfall

Wenige Kilometer weiter erreichen wir den ersten und einen der schönsten Wasserfälle im Süden Islands. Der Seljalandsfoss liegt an der Ringstraße zwischen Hvolvöllur und Skógar. „Das Besondere an diesem Wasserfall ist, dass wir hier hinter den Wasservorhang gehen können“, berichte ich Julia. „Aber ohne Spikes geht hier gar nichts“.

Es ist bereits auf dem Parkplatz spiegelglatt. Dennoch bin ich festen Willens hinter den Wasserfall zu klettern. Ich bewege mich auf der Eisschicht des schmalen, rutschigen Weges nur vorsichtig und langsam, aber die Spikes halten mich einwandfrei. Nach wenigen Metern stehe ich hinter dem Vorhang des 66 Meter in die Tiefe stürzenden Flusses Seljalandsá. Dahinter sichtbar der blaue Himmel eines wunderschönen Novembertages. Gischt und Nebel peitscht mir vom Tosbecken aus ins Gesicht. Doch das stört mich in diesem Moment gar nicht, so verzaubert bin ich vom Anblick dieses sagenhaften Naturschauspiels.

Der Wasservorhang des Seljalandsfoss.

Skógafoss – Eine besondere Naturgewalt

Leicht durchnässt geht es nur wenige Kilometer weiter zum Skógafoss – dem Waldwasserfall. Der Name rührt aus einer Zeit, als die Insel noch bewaldet und die heutige Klippe des Wasserfalls die Küstenlinie Island war. Mittlerweile liegt das Meer rund 5 km entfernt hinter einer Steilküste, da sich in der letzten Eiszeit die Landmassen Islands angehoben haben.

Schon vom Parkplatz hört man die stürzenden Wassermassen des Skógafosses, der nur in einer einzigen mächtigen Kaskade fällt. Wir laufen entlang des Flusses auf einem Bett aus Steinen Richtung Tosbecken. Der Skógafoss stürzt ähnlich wie der Seljalandsfoss 60 Meter in Tiefe, allerdings mit einem beeindruckenden 25 Meter breitem Vorhang.

„Wir haben schon viele Bilder von diesem mächtigen Wasserfall gesehen, aber als wir direkt vor dieser monumentalen Naturgewalt stehen sind wir einfach nur überwältigt.“

Wir haben schon viele Bilder von diesem mächtigen Wasserfall gesehen, aber als wir direkt vor dieser monumentalen Naturgewalt stehen sind wir einfach nur überwältigt.

Auch hier schlägt uns die Gischt und Wassernebel entgegen und belohnt uns diesmal sogar mit einem fantastischen Regenbogen.

Regenbogen am mächtigen Skókafoss.

Das Flugzeugwrack von Sólheimasandur – das ungewöhnlichste Fotomotiv Islands

„Schaffen wir es noch einen Stopp beim Flugzeugwrack von Sólheimasandur einzulegen“, fragt mich Julia. Da wir gut in der Zeit liegen, wollen wir uns dieses besondere Highlight nicht entgehen lassen, das durch verschiedene Musikvideos mittlerweile weltberühmt ist und zu einem der ungewöhnlichsten Fotomotiven Islands zählt.

Wir halten nach nur wenigen Minuten an einem unscheinbaren Parkplatz, den wir wohl ohne Recherche einfach übersehen hätten. Von hier aus kann man ca. 4 km auf einem steinigen, kargen Weg entlang gelber Holzmarkierungen landeinwärts laufen oder einen Shuttlebus nehmen. Wir entscheiden uns für den Bus.

Nach 10 Minuten erreichen wir das Flugzeugwrack, das am schwarzen Strand, unweit des Meeres liegt. Es handelt sich um ein notgelandetes Flugzeug der US-Navy vom Typ Douglas C-117. Am 21. November 1973 wurde die Maschine Opfer eines isländischen Wintersturms. Dem Piloten gelang es aber trotz Nebel und Schnee die Maschine notzulanden ohne dass es zu Verletzungen der Besatzung kam.

Die Maschine kann von innen und außen besichtigt werden, allerdings sind wir schnell genervt, von den vielen Menschen, die wir hier antreffen. Dennoch ist dieses Wrack in der Nachmittagssonne ein großartiges Fotomotiv mit einer mehr als beeindruckenden Geschichte.

Mystische Stimmmung am Nachmittag.

Der dramatisch schöne Strand Reynisfjara

„Pass auf“, rufe ich Julia hinterher „die Brandung ist hier extrem gefährlich“. Wir sind am Reynisfjara Strand, auch Black Sand Beach genannt, ganz in der Nähe von Vík angekommen. Der schwarze Strand aus Lavasand zählt zu einem der schönsten Islands, aber auch zu einem der gefährlichsten Orte. Hier treffen die Wellen des rauen Atlantiks in dramatischer Anmut auf die Küste Südislands.

Besonders ins Auge stechen die drei markanten Basaltsäulen unmittelbar vor der Küste mit dem Namen Reynisdrangar. Laut einer Legende entstanden die Kolumnen durch einen Kampf von zwei Trollen mit einem dreimastigen Schiff, die im Tageslicht zu Stein verwandelt wurden. Tatsächlich aber gehörten die Basaltsäulen einst zur Reynisfjall Bergkette und wurden durch Erosion über die Zeit vom Festland getrennt.

Durch das Wetter und die stetige Erosion verändern die Säulen fast täglich ihr Aussehen. Von diesem Anblick sind wir schnell in den Bann gezogen, so dass wir die Wellen, wie die meisten Besucher, schnell aus dem Auge verlieren. Das tückische an diesen Sneaker Waves ist allerdings, dass sie von der Ferne völlig unscheinbar wirken sich aber kurz vor der Küste plötzlich meterhoch auftürmen und eine enorme Sog Kraft entwickeln können. Daher sollte man den Warnschildern am Strand immer Folge leisten.

Der dramatisch schöne Black Sand Beach.

Willkommen in Vík

Zum Sonnenuntergang haben wir das Dorf Vík erreicht. Es ist der größte Ort im Süden Islands mit Geschäften, Hotels und Restaurants.

Besonders bekannt ist die Kirche mit ihrem roten Dach, von der man über den ganzen Ort bis hin zur Felsformation Reynisdrangar schauen kann. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages am schwarzen Strand von Vík, der weitaus weniger überlaufen ist wie der Schwesterstrand Reynisfjara und dennoch ebenfalls wunderschön ist.

Ach Island – Danke für diesen fantastischen, sonnigen Wintertag!

Der beschaulische Ort Vík im Süden Islands

Meine Tipps:

Entdecken:

Seljalandsfoss: Der Fluss Seljalandsá fällt am Seljalandsfoss 60 Meter in Tiefe. Er zählt zu den schönsten Wasserfällen Islands und ist einer der wenigen großen weltweit, die hinter dem Wasservorhang begehbar sind. Im Winter sind Spikes dabei unerlässlich. Morgens und abends erhält man den schönsten Blick mit den stärksten Kontrasten.

Skógafoss: Der mächtige Skógafoss fällt in nur einer Kaskade rund 60 Meter in die Tiefe mit einem Wasservorhang in der Breite von 25 Metern. Damit zählt der Wasserfall zu einer der größten Naturgewalten Islands. Besonders eindrucksvoll lässt sich das Naturschauspiel von Tosbecken aus erleben. Wasserfeste Bekleidung und Schuhwerk sind ein Muss.

Flugzeugwrack von Sólheimasandur: Am 21. November 1973 wurde ein Flugzeug der US-Navy vom Typ Douglas C-117 Opfer eines isländischen Wintersturms. Dem Piloten gelang es aber trotz Nebel und Schnee die Maschine notzulanden ohne dass es zu Verletzungen der Besatzung kam. Das Wrack befindet sich noch immer am Strand von Sólheimasandur, zu dem man über einen 4 km langen Weg gelangen kann. Alternativ kann man den Shuttlebus nehmen, der ca. alle halbe Stunde ab dem Parkplatz fährt. Wenn man möglichst wenigen Menschen begegnen möchte, sollte man den Morgen oder den Abend wählen.

Reynisfjara Strand: Der Strand wird auch Black Sand Beach genannt und befindet sich ganz in der Nähe von Vík. Der schwarze Strand aus Lavasand zählt zu einem der schönsten Islands, aber auch zu einem der gefährlichsten Orte. Hier kann es zu besonders gefährlichen Sneaker Waves kommen, die sich erst kurz vor Küste plötzlich meterhoch auftürmen. Besonders sehenswert sind die drei markanten Basaltsäulen unmittelbar vor der Küste mit dem Namen Reynisdrangar.

Vík: Vík ist der größte Ort im Süden Islands mit Geschäften, Hotels und Restaurants. Besonders bekannt ist die Kirche mit ihrem roten Dach, von der man über den ganzen Ort bis hin zur Felsformation Reynisdrangar schauen kann.

Schlafen:

Hotel Vík í Mýrdal: Das Hotel liegt zentral in Vík und mit etwas Glück hat man von seinem Zimmer Blick auf die Reynisdragngar Formation, die vor der Küste im Meer liegt.

Essen:

Restaurant Berg: Das Restaurant im Hotel Vík í Mýrdal bietet eine hervorragende isländische Küche. Ab 18 Uhr bietet die Bar eine Happy Hour an. Bei den hohen Preisen für Alkohol auf Island ist dies ein lohnendes Angebot, um den Abend ausklingen zu lassen.

Den kompletten Roadtrip Guide findet ihr in meinem Blogpost: 7 Tage Roadtrip durch Islands Winter

Die Reise wurde selbst bezahlt. Alle Hinweise zu Unterkünften, Restaurants, Ausflugsanbietern und Sehenswertem sind meine persönlichen Empfehlungen und entsprechend unbeauftragte und unbezahlte Werbung.

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