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Ein Tag im Teutoburger Wald: Die Externsteine, Detmold und Umgebung

Juni 2021

Es ist 10 Uhr als wir die ersten Schritte durch den dichten, schattigen Teutoburger Wald gehen. Ein warmer Sommerwind strömt uns entgegen und ist eine willkommene Abwechslung zur schwülen Hitze der vergangenen Tage. Schon bald lichtet sich das erste Waldstück und gibt den Blick frei auf 13 imposante Sandsteinfelsen, die rund 40 Meter in die Höhe ragen – die Externsteine. Goldene Sonnenstrahlen tauchen die Felsen und die angrenzende Wiese mit uralten Bäumen in weiches Morgenlicht. „Wow, was eine Kulisse!“

Wir sind heute im „Land des Hermanns“ unterwegs, wie der Teutoburger Wald auch genannt wird. Hier wurde die bekannte Varusschlacht gewonnen und Hermann so der Namensgeber der gesamten Region um Detmold in Ostwestfalen Lippe. Sie ist durch vielfältige Attraktionen sehenswert. Die Externsteine zählen dabei zu den absoluten Highlights.

Unsere Tour startet an eben diesen  einzigartigen Externsteinen, einem der bedeutendsten deutschen Naturdenkmäler, führt weiter über das größte Lavendelfeld Deutschlands in Horn- Bad Meinberg bis nach Detmold zum Hermanns-Denkmal und schließlich in die gemütliche Innenstadt Detmolds.

Land des Hermanns? Varusschlacht?Externsteine? Habt ihr auch noch nie gehört? Dann wird es Zeit diese aufregende Gegend zur erkunden! Aber lest selbst was ihr hier entdecken könnt.

Alle Tipps findet ihr übrigens nochmal kompakt zusammengefasst am Ende des Beitrags.

Externsteine im Teutoburger Wald

Die imposanten Externsteine.

 

Die Externsteine – Stonehenge des Teutoburger Waldes

Ich lege meinen Kopf in den Nacken um die riesigen Sandsteinfelsen in Gänze erfassen zu können. „Wahnsinn, dass ich bis dato noch nie was von den Externsteinen gehört habe“, sage ich erstaunt, während ich durch den Sucher meiner Kamera den perfekten Bildausschnitt wähle.

Dabei zählt die Felsformation tatsächlich zu den bekanntesten deutschen Naturdenkmälern. Sie entstand vor rund 80 Millionen Jahren durch die Verschiebung der Erdkruste. Der Wissenschaft geben die Felsen seither viele Rätsel auf. Während die Rückseite der Externsteine im nahezu ursprünglichen Zustand ist, wurde die Vorderseite eindeutig von Menschenhand bearbeitet. Entsprechend viele Mythen ranken sich um.

Gerne werden die zerklüfteten Felsen daher auch als das Stonehenge des Teutoburger Waldes bezeichnet. Für keine der Theorien gibt es bisher konkrete Forschungsbelege. Für die einen ist es dennoch ein Kraftort, für andere, wie für mich, einfach eine beeindruckende Naturschönheit.

Ein See durchzieht das Gelände.

Die Felsen ragen rund 40 Meter hoch.

Ein Aufstieg der sich lohnt

„Ob wir da rauf kraxeln?“, frage ich. „Klar!“. Die Felsen sind über mehrere Treppen begehbar und über eine Brücke in luftiger Höhe verbunden. „Na das sind ja mal Stufen“, sage ich und bin froh über die Geländer zu beiden meinen Seiten. Es ist mittlerweile 30 Grad warm und die Sonne brennt. Das letzte Mal, dass ich bei brütender Hitze solch einen Aufstieg auf mich genommen habe, war vor zwei Jahren in den Tempelanlagen von Kambodscha.

Wir winden uns gut 40 Meter die in Stein geschlagene Wendeltreppe hinauf und erreichen eine kleine eiserne Brücke, die zwei der imposanten Felsen verbindet. „Wow, was ein Ausblick“. Der Aufstieg, für den man fit und schwindelfrei sein sollte, lohnt sich. Von hier oben kann man die Sandsteinfelsen aus nächster Nähe betrachten. Ihnen werden magische Kräfte nachgesagt. Anfassen soll Glück bringen. „Naja, schaden kann‘s ja nicht“, denke ich mir und lege sicherheitshalber mal meine Hand auf.

„Also gut, dann kraxeln wir jetzt auch noch auf den da drüben?“

„Also gut, dann kraxeln wir jetzt noch auf den da drüben?“, frage ich. Gesagt getan. Auf den zweiten begehbaren Felsen, der direkt an einem kleinen See liegt, gibt es eine richtiges Aussichtsplateau. Von hier hat man einen sensationellen Rundumblick auf das wunderschön angelegte Gelände und den umliegenden Teutoburger Wald.

Zurück auf dem Boden lädt das Seeufer zu einem Spaziergang ein. Von hier aus ergibt sich wieder ein neuer Blickwinkel auf die beeindruckende Felsenformation und das wohl schönste Fotomotiv, das ein wenig wie die Wildnis Kanadas anmutet. Auf dem Naturerlebnispfad, der einmal rund um das Gewässer führt, begleiten mich Libellen und Schmetterlinge. Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Hach, was ein schöner Start in Tag im Teutoburger Wald!“

Zerklüftete Felsen.

Auf der eisernen Brücke.

Kanada Feeling am See.

Lavendel so weit das Auge reicht

Wir verlassen die Externsteine. Vorbei an kleinen Seen und typischen ostwestfälischen Fachwerkhäusern führt uns unser Weg durch den Teutoburger Wald in das nur wenige Kilometer entfernte Fromhausen in Horn- Bad Meinberg. Als wir aus dem Auto aussteigen werden wir von Kühen begrüßt. Über einen Feldweg entlang von sattgrüner Wiesen und einem kleinen Bach erreichen wir eines der größten Lavendelfelder Deutschlands. In der „Petit Provence“ wird Lavendel gewerblich angebaut, dennoch darf man die Felder besuchen.

„Oh ist das schön hier“, stelle ich entzückt fest. Obwohl schon Ende Juni ist, hat die Lavendelblüte aufgrund der regnerischen Witterung gerade erst begonnen. Der Lavendel ist noch etwas blass. Im Hochsommer, kurz vor der Ernte, erstrahlt der Lavendel im satten lila.

„Hätten wir mal den Picknickkorb mitgenommen!“, rufe ich, als ich am oberen Ende der Felder angekommen bin. Hier lädt eine Bank zu einer Pause mit Ausblick ein. Was ein wunderschönes Plätzchen. Hier kommt echtes Provence Feeling mitten in Deutschland auf.

Der Lavendel steht erst im Juli in voller Blüte.

Auf dem Lavendelfeld in Fromhausen.

Das Hermanns-Denkmal

„So, dann wollen wir uns mal den Hermann ansehen“, sage ich als wir uns von Horn- Bad Meinberg auf den Weg nach Detmold machen. Wir wollen zum Hermanns- Denkmal. Dem Namensgeber der Region wurde hier 1875 ein Wahrzeichen von Eric Bandel gesetzt.

Das Denkmal ist mit über 53 Meter das höchste Deutschlands und müsste eigentlich Arminius-Denkmal heißen. Denn es zeigt Arminius, den Cherusker, der die berühmte Varusschlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr gewann und so die Romanisierung des Landes verhinderte. Sein Name wurde in der Annahme, dass das lateinische Arminuius eine Ableitung von „Heermann – Mann des Herres“ war, im 16. Jahrhundert eingedeutscht.

In seiner Geschichte wurde das Denkmal breit interpretiert und von verschieden Gruppierungen für ihre Zwecke genutzt. Heute aber steht das Denkmal als Mahnmal für Frieden und Völkerverständigung.

Das Denkmal liegt eingebettet in einem Park auf einer Anhöhe. Es ist begehbar und bietet einen 360 Grad Ausblick auf den Teutoburger Wald. 

„Jetzt haben wir uns aber wirklich eine Stärkung verdient“, sage ich und bin froh, dass wir diesmal die Picknick Decke und einen Korb an Leckereien mitgenommen haben. Wir breiten uns auf der Wiese im Park aus und genießen im Schatten der Bäume noch eine Weile die Aussicht auf das Denkmal.

Das bekannte Hermanns-Denkmal.

Der historische Stadtkern von Detmold

„Und wie hat es euch bisher bei uns gefallen?“, fragen uns Freunde, die in Ostwestfalen-Lippe wohnen. Wir sitzen in einem netten Eiscafé in Detmold und lassen den Tag Revue passieren. „Einfach toll bei euch im Teutoburger Wald – soviel zu entdecken, wir könnten noch ein paar Tage bleiben.“ „Auch Detmold hat einiges zu bieten: Das Schloss und die Altstadt müsst ihr euch unbedingt noch anschauen.“ Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Vorher aber genießen wir den Sommernachmittag bei einem Eis und einem Plausch.

Als wir aufbrechen, durchqueren wir den historischen Stadtkern, der kreisförmig um den Markplatz liegt. Überall kann man malerische Fachwerkhäuser entdecken, die teilweise bereits im Mittelalter erbaut wurden. Ich weiß gar nicht welche Straße und Bauwerke ich schöner finden soll.

Das fürstliche Residenzschloss ist auch nur einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt und entstand im 16. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance. Eingebettet  im Schlosspark bildet es die Ruheoase der Stadt.

„Schön war’s im Land des Hermanns!“, resümiere ich, als wir wir wieder im Auto sitzen und Detmold in Richtung Heimat verlassen. Die Pandemie bringt uns in wirklich tolle Ecken Deutschlands. „Und ich habe wieder einiges dazu gelernt über die deutsche Geschichte!“ „Ja, das war ein wirklich schöner und informativer Tagesausflug in den Teutoburger Wald.“ sind wir uns alle einig. Wir kommen wieder!

Historischer Stadtkern von Detmold.

Am Hermanns-Denkmal.

Meine Tipps:

Route

Horn-Bad Meinberg – Fromhausen Osterbergweg – Detmold Grotenburg 50 – Detmold Innenstadt

Entdecken

Externsteine: Die beeindruckende Felsformation zählt zu den bedeutendsten deutschen Natrudenkmälern und befindet sich in Horn- Bad Meinberg. Wer die Felsen besteigen will muss Eintritt zahlen. Der Park ist kostenfrei. Ein großzügiger, kostenpflichtiger Parkplatz steht zur Verfügung.

Lavendefeld in Horn- Bad Meinberg: Das Lavendelfeld liegt in Fromhausen am Osterbergweg und gehört zu TAOASIS. Parkplätze sind rar gesät. Am besten kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Lavendel erreicht den Höhepunkt der Blüte im Juli.

Hermanns-Denkmal: Das höchste Denkmal Deutschland befindet sich in Detmold, Grotenburg 50. Ein großzügiger Parkplatz steht kostenpflichtig zur Verfügung. Es zeigt Arminius, den Cherusker, der im Jahr 9 n. Chr. die Varusschlacht gewonnen hat. Der Park ist kostenfrei. Für den Aufstieg auf das Denkmal wird ein Eintrittsgeld verlangt.

Detmold: Das hübsche Städtchen bezaubert mit einem historischen Stadtkern rund um den Marktplatz. Auch der Besuch des Schlosses ist lohenswert.

Essen

Detmold: In der Innenstadt gibt es einen Vielzahl an Restaurants und Cafés. Ich kann das Eiscafé am Marktplatz empfehlen.

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