Ein Tag im Nordschwarzwald: Der Mummelsee & Umgebung
Juni 2021
Ich schaue aus dem Beifahrerfenster. Immer wieder fallen Sonnenstrahlen durch den dichten, schattigen Wald und tauchen den roten Fingerhut, der gerade am Wegesrand blüht, in sanftes Morgenlicht. Langsam schlängeln wir uns die Serpentinen der Schwarzwald Tälerstrasse hinauf. Vorbei an satt grünen Wiesen, Wildblumen und bewaldeten Hängen mit den typischen Heuhütten. „Jetzt fehlen nur noch die Kühe, um die Schwarzwald Idylle perfekt zu machen“, sage ich und bin nur wenig überrascht als ich nach der nächste Kurve tatsächlich eine Kuhweide sehe.
Wir sind von Frankfurt aus auf dem Weg in den Nordschwarzwald. Die Pandemie hat Deutschland fest im Griff, so dass Übernachtungen aktuell keine Option sind. Daher geht es heute in einer Tagestour von Gernsbach im Murgtal über den Pass „Rote Lache“ nach Forbach, weiter über die Schwarzenbachtalsperre zur Schwarzwaldhochstrasse und schließlich zum Tagesziel: Der Mummelsee. Von dort aus führt uns der Weg durch die Weinanbaugebiete der Ortenau nach Sasbachwalden und zum Abschluss nach Baden-Baden.
Ob sich eine Tagestrip in den Nordschwarzwald lohnt? Definitv! Aber lest selbst…
Die Zusammenfassung aller Tipps findet ihr übrigens am Ende des Beitrags.
Heuhütten an der Schwarzwald Tälerstrasse.
Schloss Eberstein und das Murgtal
Es ist 9:00 Uhr als wir die letzte Kehre auf der Schwarzwald Tälerstraße nehmen und vor uns das majestätische Weingut Schloss Eberstein auftaucht. Die Morgensonne lässt das Anwesen und seine unzähligen Weinreben in goldenem Licht erstrahlen. Vom Weinberg aus haben wir einen wunderschönen Ausblick auf das Murgtal. Kein Wunder, dass dieser Ort als Startpunkt für eine Tour durch den Nordschwarzwald empfohlen wird.
Leider öffnet das Schloss-Café erst um 12 Uhr. Stattdessen laufen wir einige Meter entlang der Weinberge um das malerische Panorama aufzusaugen. Hinter einem alten Baum versteckt sich dann die wohl schönste Aussicht auf Schloss Eberstein. Wer hätte gedacht, dass wir eins der absoluten Highlights des Tages schon in den Morgenstunden finden!
Schloss Eberstein oberhalb des Murgtals.
Ausblick auf das Murgtal.
Schwarzwaldidylle an der Schwarzenbachtalsperre
„So, jetzt geht es aber endlich so richtig in den Schwarzwald!”, sage ich als wir an dem malerischen Weingut aufbrechen. Wir nehmen die Straße L79 über die „Rote Lache“ Richtung Forbach. Die „Rote Lache“ ist eine Passstraße und gehört zu den beliebtesten Strecken im Schwarzwald. Vor allem für Biker aber auch für Cabrio-Liebhaber ist sie durch ihre Kehren und ihre Aussichten auf den Nordschwarzwald besonders reizvoll.
Da ich zum ersten Mal im Schwarzwald bin, bin ich besonders gespannt auf die einzigartige und weltweit bekannte Wald-Landschaft. Schon die ersten Meter der Wegstrecke begeistern mich. Spätestens aber an der Schwarzenbachtalsperre habe ich endgültig das Gefühl im Schwarzwald angekommen zu sein.
Der Stausee mit 2,5 km Länge ist der größte seiner Art im Nordschwarzwald. Aber statt mich im Anblick des tiefblauen Wassers zu verlieren, stehe ich auf der Staumauer und kann meinen Blick nicht von den endlos erscheinenden Wäldern abwenden. Die Tannen schillern im Sonnenlicht in satten grün, im Schatten dunkelblau und schließlich in der Ferne im namensgebenden schwarz. Das ist sie also. Die unberührte Natur des Schwarzwalds.
Die Schwarzenbachsperre mit ihrem blauen Wasser.
Ausblick auf den Schwarzwald.
Auf der Schwarzwald-Hochstrasse zum Mummelsee
Wir fahren weiter und lassen die Schwarzenbachtalsperre hinter uns. Am Wegesrand findet man hier vereinzelt die typischen Schwarzwaldhäuser mit ihren liebevoll gestalteten Fensterläden. Nach einer halben Stunde erreichen wir schließlich die Schwarzwaldhochstrasse – die älteste Ferienstraße Deutschlands. Sie führt 60 km von Baden-Baden nach Freudenstatt. Wir fahren heute eine Teilstrecke und schlängeln uns zunächst durch den dichten Wald. Immer wieder blitzen kurze Sequenzen lang Traumpanoramen durch die Bäume des Nordschwarzwaldes. Kurz vor dem Mummelsee tut sich dann eine wahnsinnig schöne Aussicht auf die unendlichen Weiten des Schwarzwaldes auf. Ganz fern im Hintergrund schauen sogar die Vogesen heraus.
Mein Handy klingelt: „Willkommen in Frankreich“ steht in der SMS meines Mobilfunkanbieters. Wahnsinn wie nah wir hier an unserem Nachbarland sind. Frankreich scheint tatsächlich nur noch einen Steinwurf entfernt zu sein. Ich stehe noch eine Weile an dem View Point und genieße das grün der Tannen. Der Schwarzwald ist so viel schöner, als ich es erwartet hatte.
„Der Schwarzwald ist so viel schöner, als ich es erwartet hatte.“
„1160 Meter! Yes, geschafft“, rufe ich, als ich die Höhemeter-Makierung auf dem Weg zur Hornisgrinde überquere. Wir sind am Tagesziel – dem Mummelsee – angekommen, einen der beliebtesten Ausflugsziele des Nordschwarzwaldes. Die letzte halbe Stunde haben wir auf 1,5 km rund 100 Höhenmeter hinter uns gelassen beim Aufstieg vom Mummelsee zum Gipfel des höchsten Berges im Nordschwarzwald, der Hornisgrinde. Statt Gipfelkreuz gibt es hier den Hornisgrinde- und den Bismarckturm. Beide bieten einen sensationellen Blick auf die Berge des Schwarzwaldes bis hin zu den Vogesen. Außerdem lädt die Grindehütte zu einem ausgedehnten Vesper ein – Aussicht inklusive.
Hochmoor auf der Hornisgrinde
„Komm wir schauen uns mal das Hochmoor an!“ Der Hornisgrinde-Gipfel ist Heimat vom Feuchtweiden und einem über 6000 Jahre alten Hochmoor, welches über einen Bohlenweg entdeckt werden kann. Der Weg führt vom Hornisgrindeturm über das Bergplateau bis hin zum Bismarckturm. „Wow, sowas habe ich auf einen Berggipfel tatsächlich noch nie gesehen“. Die Ebene ist überzogen mit Torfmoos und Gräsern. Im Hochsommer blüht hier die Heide.
Ausblick von der Schwarzwaldhochstraße.
Der Hornisgrinde Turm auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges.
Das Hochmoor auf dem Bergplateau.
Spektakulärer Mummelseeblick
„So, jetzt wird es aber höchste Zeit für das Highlight!“, sage ich und meine damit den spektakulären Ausblick auf den Mummelsee, weswegen wir den Aufstieg auf die Hornisgrinde überhaupt auf uns genommen haben. Hierfür verlassen wir das Bergplateau und biegen wenige Meter tiefer in den Weg zum Katzenkopf ein. „Schaut, da vorne sind Bänke, hier muss es sein. Tatsächlich aber hält der Aussichtspunkt „Seeblick“ weitaus mehr als er verspricht, nämlich die perfekte Schwarzwald-Idylle. Der Mummelsee liegt zu meine Füßen, eingerahmt von unendlich vielen Tannen und Schwarzwaldbergen. „Meine Güte ist das schön hier.“ seufze ich, „Also eins ist sicher, der Mummelsee hat im Sturm mein Herz erobert.“
Nach dem Abstieg stärken wir uns am Ausflugslokal des Mummelsees mit Schwarzwälder Kirschtorte und einem Schinkenbrot aus dem Holzofen und genießen die Aussicht auf den 18 Meter tiefen Karsee, der in der Eiszeit entstand. Sein Name geht auf die Seerosen zurück, die im Volksmund „Mummeln“ genannt werden. Den See kann man auf einem ebenen Weg gemütlich einmal umrunden. Am gegenüberliegenden Ufer des Mummelsee Hotels, findet man die Skulptur einer Nixe. Sie erinnert an die Sage des Mummelssees. Der Legende nach sollen in den Tiefen des Sees Nixen, sogenannte Mümmlein, leben.
Mummelseeblick von der Hornisgrinde aus.
Das Mummelsee Hotel.
Die Nixe am Ufer des Sees.
Der Rundweg am Mummelsee.
Fachwerk und Wein in Sasbachwalden
Wir verlassen den wunderschönen Mummelsee, der zurecht einer der schönsten und beliebtesten Ausflugsziele des Nordschwarzwaldes ist. Schon bald lichten sich die tiefgrünen Tannen des Nordschwarzwaldes und geben den Blick frei auf unzählige Weinberge. Wir sind unterwegs nach Sasbachwalden – das Blumen- und Weindorf in der Ortenau. Nachdem wir das Ortsschild passiert haben, wird schnell klar, dass die Bezeichnung mehr als treffend ist. Wunderschöne Fachwerkhäuser mit liebevoll bepflanzten Gärten und Blumenkübeln zieren das Straßenbild. Hier wurden selbst die Vogelhäuschen und die Bushaltestelle in Fachwerkoptik errichtet. Im Hintergrund thronen malerisch die Weinberge mit den Reben des Spätburgunders in der Nachmittagssonne.
Wenn wir uns nicht gerade die Bäuche mit Schwarzwälder Kirschtorte vollgeschlagen hätten, wäre dies der perfekte Ort für eine Einkehr und einer kleine Weinverkostung. „Der Spätburgunder der „Alde Gott Winzerei“ zählt zu einem der höchst prämierten in Deutschland“, berichte ich „und rund um den Ort führt die Alde Gott Panoramarunde – ein Genießerpfad mit Schnapsbrunnen und Weinbergblick.“ An den Schnapsbrunnen bekommt man übrigens für einen kleinen Obolus, den man in eine Kasse einwerfen kann, Liköre und Schnäpse aus der Region. Manche halten im kühlen Quellwasser aber auch alkoholfreie Getränke für eine Erfrischung bereit.
Leider reicht die Zeit dafür heute nicht, stattdessen begeben wir uns auf einen kurzen Spaziergang durch das wunderschöne Schwarzwalddorf und können uns an der Fachwerkkunst kaum satt sehen. Eins steht fest: Wir kommen wieder, Sasbachwalden – mit Hunger und Weindurst! Versprochen!
Schwarzwald Mühle auf dem Weg nach Sasbachwalden.
Fachwerkidylle in Sasbachwalden.
Vogelhaus in Schwarzwald-Optik.
Mediterranes Flair in Baden-Baden
„Ob wir noch einen Abstecher nach Baden-Baden schaffen?“ frage ich. Es ist bereits 17 Uhr und es liegen noch rund 2,5 Stunden Heimfahrt vor uns. „Zumindest einmal durchfahren sollte drin sein.“ Wir folgen der Straße in Richtung City, doch dann nehmen wir die falsche Abzweigung und landen in einem ewig langen Tunnel unter der Stadt. „Also gut, dann drehen wir jetzt wohl um suchen uns ein Parkplatz in der Stadt. Ein kleiner Spaziergang am Abend kann ja nicht schaden!“. „Yes!“, freue ich mich.
Wir fahren Richtung Kurhaus als mir ein wunderschönes rotes Gebäude ins Auge springt. „Oh, schaut mal was ist das denn, das sieht ja toll aus!“ Bei dem imposanten Wandelgang handelt es sich um die Trinkhalle, die malerisch eingebettet im Kurpark liegt. Sie stammt aus einer Zeit als Baden-Baden zu Trinkkuren eingeladen hat. Die offene Halle ist 90 Meter lang und wird von 16 mächtigen Säulen getragen, die an die römischen Vergangenheit Baden-Badens erinnern. Im Inneren befinden sich Wandgemälde, die Sagen und Mythen aus der Region und von beliebten Ausflugszielen im Nordschwarzwald darstellen. „Seht mal, auch die Legende von Mummelsee ist dabei“, freue ich mich als ich die Wandmalerei des Karsees finde, den wir heute besucht haben. „Ich bin noch keine 10 Minuten hier, aber ich glaube, ich habe den schönsten Ort von Baden-Baden schon gefunden.“
Dennoch runden wir den Besuch sicherheitshalber mit einem Bummel durch den Kurpark und die Innenstadt ab. „Also, ich denke, wir müssen nach der Pandemie wiederkommen und dann bleiben wir ein ganzes Wochenende“, sage ich als ich den letzten Strahlen der Abendsonne entgegen blinzle und versuche das mediterrane Flair der Stadt bis zum letzten Funken aufzusaugen. „Baden-Baden ist genauso wunderschön, wie der gesamte Nordschwarzwald – Ein Tagestrip der sich definitiv gelohnt hat!“
Ausblick auf die Innenstadt vom Kurpark aus.
Treppe zur Trinkhalle.
Die Trinkhalle in Baden-Baden im Abendlicht.
Meine Tipps:
Route
Gernsbach – Schloss Eberstein – 3701 – L 79 – Rote Lache – Forbach – 462 – L83 – Schwarzenbachtalsperre – L 83 – 500 – Mummelsee – L 86 – Sasbachwalden – L 86a – L 83a – 500 – Baden-Baden
Entdecken
Schloss Eberstein: Das Weingut oberhalb des Murgtals ist der perfekte Startpunkt für eine Tour durch den Nordschwarzwald.
Schwarzenbachtalsperre: Die Talsperre ist die größte im Schwarzwald und bezaubert an Sommertagen mit blauen Wasser und einer tollen Aussicht auf die Wälder des Nordschwarzwaldes. Hier wird Wassersport groß geschrieben.
Mummelsee: Der Karsee und sein Hausberg Hornisgrinde zählen zu den beliebtesten Ausflugsorten an der Schwarzwaldhochstrasse. Den See kann man in einem kurzen Spazierganag umrunden. Den schönsten Blick auf den See hat man vom Katzenkopf-Weg unterhalb des Gipfels.
Sasbachwalden: Der Blumen- und Weinort in der Ortenau begeistert mit Fachwerkhäusern umrahmt von unzähligen Weinbergen. Hier gibt es verschiedene Einkehrmöglichkeiten.
Baden-Baden: Die Kurstadt versprüht mediterranes Flair. Auch eine kurze Stippvisite lohnt sich. Der Besuch der imposanten Wandelhalle im Kurpark ist Pflicht.
Essen
Mummelsee: Das Ausflugslokal des Mummelsees bietet unter anderem leckere Schwarzwälder Kirschtorte oder ein frisches Schinkenbrot aus dem Holzofen an. Diese Spezialitäten gehören bei einem Besuch des Nordschwarzwaldes dazu.